Herzinsuffizienz

Medikamentöse Therapie

Medikamente und ihre Wirkung

In Deutschland ist Herzinsuffizienz eine der häufigsten Todesursachen. Vor allem mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Herzschwäche zu erkranken. Umso wichtiger sind eine möglichst frühzeitige Diagnose und ein individueller Therapieplan, der aus verschiedensten Maßnahmen besteht.

Einen wichtigen Anteil machen bei Herzinsuffizienz Medikamente aus. Die medikamentöse Therapie hilft bei der Entlastung des Herzens. Auf diese Weise werden die Symptome gelindert und die Belastbarkeit der Betroffenen gesteigert, wodurch sich die Lebensqualität verbessert und die Lebenserwartung erhöht werden kann.

Lesen Sie im Folgenden, wie eine Herzinsuffizienz diagnostiziert wird, welche Medikamente zur Therapie eingesetzt werden und wie sie wirken. Erfahren Sie außerdem wichtige Tipps und Infos zur Medikamenteneinnahme und Dokumentation.

Zu welchem Arzt gehe ich mit Herzproblemen?

Regelmäßige Check-ups sollten Ihnen buchstäblich eine Herzensangelegenheit sein, egal, ob Sie sich gesund fühlen oder Ihnen etwas auf dem Herzen liegt. Wenden Sie sich an Ihre Hausarztpraxis. Schildern Sie Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt Ihre Herzprobleme und Ihre Symptome. Daraufhin kann er oder sie eine gründliche Untersuchung einleiten und Sie bei Bedarf an eine kardiologische Facharztpraxis überweisen.

In der Kardiologie geht es um die Herzgesundheit. Sie beschäftigt sich mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ihren Diagnosen und Behandlungen. Krankheiten wie Herzrhythmusstörungen, Herzmuskelentzündungen, Bluthochdruck, Herzklappenfehler, aber auch Herzinfarkte und Herzinsuffizienz gehören zum Fachgebiet von Kardiologinnen und Kardiologen.

Entsprechend groß und umfangreich sind deren Ansätze, Ihr Herz zu untersuchen und eine mögliche Herzerkrankung zu diagnostizieren.

Diagnostik: Wie erkennt man eine Herzinsuffizienz?

Die Diagnostik einer Herzinsuffizienz besteht aus zwei wichtigen Teilen: der Anamnese und den Untersuchungen.

Typische Fragen beim Anamnesegespräch

Während der Anamnese befragt Sie die Kardiologin oder der Kardiologe in einem Gespräch zu Ihren aktuellen Symptomen. Sie haben nun die Möglichkeit, ausführlich über Ihre Beschwerden zu berichten: Welcher Art sind Ihre Beschwerden, und wie lange treten sie bereits auf? Wo im Körper stellen Sie die Beschwerden fest, und welche Auswirkungen haben sie auf Ihr Wohlbefinden?

Ebenfalls von Bedeutung sind Fragen zu Ihrer Lebensweise, denn diese können Aufschlüsse über mögliche Ursachen geben. Deshalb wird abgeklärt, ob Sie unter Stress stehen, wie es um Ihre Schlaf- und Ernährungsgewohnheiten steht und ob Sie Sport ausüben. Auch Fragen nach Ihrem Alkohol- und Zigarettenkonsum sollten Sie ehrlich beantworten.

Neben Ihren Symptomen und Ihrer Lebensweise ist auch Ihre Krankheitsgeschichte inklusive der Therapien ein wichtiger Bestandteil des Anamnesegesprächs. Berichten Sie von früheren und aktuellen Krankheiten und Begleiterscheinungen: Hatten Sie schon Herzrhythmusstörungen oder gar einen Herzinfarkt? Leiden Sie an Diabetes oder Bluthochdruck? Welche Medikamente nehmen Sie aktuell ein? Und treten in Ihrer Familie bestimmte Krankheiten immer wieder auf?

Untersuchungen zur Diagnose von Herzinsuffizienz

Nach dem Anamnesegespräch werden die kardiologischen Untersuchungen durchgeführt. Dazu zählt unter anderem das Abhören von Herz und Lunge mit dem Stethoskop. Die Kardiologin oder der Kardiologe kann dadurch beurteilen, ob Ihre Herztöne regelmäßig klingen und Auffälligkeiten auszuschließen sind. Auch hört er oder sie in der Lunge untypische Atemgeräusche. Ebenso wird typischerweise Ihr Puls und Blutdruck zur Abklärung einer Herzinsuffizienz untersucht. Dadurch kann auch eine Arteriosklerose festgestellt werden, also ob sich bereits Fette in Ihren Blutgefäßen eingelagert haben.

Neben diesen Grunduntersuchungen gibt es diese weiteren kardiologischen Methoden:

Elektrokardiogramm

EKG

Bei einem EKG zeichnen Elektroden, die an bestimmten Stellen Ihres Körpers angebracht sind, elektrische Impulse auf, die Ihr Herzschlag auslöst, während Sie in Ruhe sind. Das Gerät dokumentiert sie als klassische Kurve. Je nach Verlauf können Durchblutungsstörungen oder Entzündungen abgelesen werden.

Unter Belastung

Belastungs-EKG

Ähnlich wie das Ruhe-EKG dokumentiert das Belastungs-EKG Ihre elektrischen Herzaktionen. Allerdings betätigen Sie sich währenddessen körperlich, sodass eine eingeschränkte Pumpleistung Ihres Herzens ersichtlich wird.

Rund um die Uhr

24-Stunden-Blutdruckmessung

Eine 24 Stunden währende Blutdruckmessung hat den Vorteil, dass Sie nicht nur eine Momentaufnahme haben, sondern das Gerät genaue und umfassende Daten über Ihren Blutdruck erhebt. Dies geschieht in regelmäßigen Abständen von 15 bis 30 Minuten tagsüber und 30 bis 60 Minuten in der Nacht. Parallel dazu sollten Sie Ihre Aktivitäten dokumentieren: Haben Sie gegessen, geschlafen oder sich körperlich betätigt? So lassen sich Ausschläge den Aktivitäten zuordnen und besser auswerten.

Echokardiographie

Herzultraschall

Mithilfe von Ultraschall kann eine Herzinsuffizienz diagnostiziert werden. Denn verdickte Herzmuskeln, vergrößerte Herzkammern oder defekte Herzklappen werden bei der Echokardiographie sichtbar.

Welche Medikamente werden bei Herzinsuffizienz verschrieben?

Die Einnahme von Medikamenten bei Herzschwäche ist ein wesentlicher Teil des Therapieplans. Nach einer gründlichen kardiologischen Diagnostik entscheidet Ihre Ärztin oder Ihr Arzt, welche Medikamente mit welchen Wirkstoffen Sie benötigen und in welcher Dosis. Je nach Ursache Ihrer Beschwerden, deren Form und Schwere kann Ihre medikamentöse Therapie anders ausfallen als bei anderen Betroffenen. Jedoch zielen alle Medikamente darauf ab, Ihr Herz zu entlasten und so eine fortschreitende Schwächung zu verhindern.

Lernen Sie im Folgenden die wichtigsten Wirkstoffe kennen:

Nahaufnahme einer Ärztin, die medizinische Aufzeichnungen von der DiGA ProHerz über einen Laptop studiert.

Betablocker

Betablocker werden bei Herzinsuffizienz eingesetzt, um die sogenannten Betarezeptoren (auch Beta-Adrenozeptoren) daran zu hindern, Stresshormone andocken zu lassen. Adrenalin oder Noradrenalin aktiviert diese Rezeptoren eigentlich, was zu einem stärkeren Herzschlag und einer höheren Herzfrequenz führen würde. Mit Betablockern werden Puls und Blutdruck gesenkt und Ihr Herz entlastet.

Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (ARNI)

Bei einem Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (kurz ARNI) handelt es sich um eine Wirkstoffkombination von Sacubitril und Valsartan. Beide haben ergänzende Eigenschaften: Zum einen blockiert Sacubtril den Abbau sogenannter natriuretischer Peptide. Dadurch können Wasser und Natrium besser ausgeschieden werden, und das Herz wird entlastet. Als Nebenwirkung steigt die Konzentration von Angiotensin II, das Blutgefäße verengt. Um diese Wirkung zu mindern, wird Valsartan verabreicht. Bis Sie medikamentös gut eingestellt sind, können niedriger Blutdruck und Schwindel auftreten, was eine dauerhafte Therapie mit ARNI verhindern kann. Stattdessen werden ACE-Hemmer verabreicht.

ACE-Hemmer

ACE-Hemmer sorgen ebenfalls für eine geringere Konzentration des Hormons Angiotensin II, sodass sich die Blutgefäße nicht verengen.

Aldosteronantagonisten

Aldosteronantagonisten werden eingesetzt, um das in den Nebennieren gebildete Hormon Aldosteron daran zu hindern, sich an Aldosteronrezeptoren zu hängen. Dadurch wird das Ausscheiden von Wasser über den Urin gefördert, negative Auswirkungen auf das Herzgewebe vermieden und Ihr Herz entlastet. Aldosteronantagonisten werden oft in Kombination mit ACE-Hemmern oder Betablockern eingesetzt.

SGLT-2-Hemmer

SGLT-2-Hemmer wie Dapagliflozin und Empagliflozin stammen ursprünglich aus der medikamentösen Therapie für Typ-2-Diabetes mellitus. Durch ihre nachhaltig positive Wirkung auf Herz und Nieren werden sie auch bei Herzinsuffizienz verschrieben.

Diuretika

Ein typisches Symptom von Herzinsuffizienz sind Wassereinlagerungen. An dieser Stelle kommen Diuretika zum Einsatz: Sie sorgen dafür, dass Körperwasser besser über die Nieren ausgeschieden werden kann. Als Folge werden die Blutgefäße entspannt und das Herz entlastet.

Herzglykoside

Herzglykoside waren die ersten Medikamente zur Behandlung von Herzschwäche. Die Wirkstoffe stammen meist aus Pflanzen wie Fingerhut (Digitalis purpurea). Sie helfen, den Herzschlag zu verlangsamen, und unterstützen den Herzmuskel dabei, sich stärker zusammenzuziehen. Allerdings können Herzglykoside teils schwere Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen auslösen, weshalb bei der Therapie von Herzinsuffizienz eher modernere Medikamente verschrieben werden.

Eine medikamentöse Therapie der Herzschwäche zielt darauf, das Herz zu entlasten und für eine ausreichende Durchblutung von Herz und den anderen Organen zu sorgen. Außerdem soll das Herz vor einer chronischen Überstimulation durch Stresshormone geschützt werden. Die Entlastung des Herzes erfolgt durch die Senkung der Blutmenge, des Blutdrucks und der Herzfrequenz.

Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, welches Medikament für Ihre Form der Herzinsuffizienz das geeignetste ist. Stellen Sie Nebenwirkungen an sich fest oder haben Sie Fragen, kontaktieren Sie ebenfalls Ihre Ärztin oder Ihren Arzt. Keinesfalls sollten Sie Herzmedikamente eigenmächtig absetzen oder ohne Rücksprache freiverkäufliche Medikamente oder Arzneimittel einnehmen! Es besteht das Risiko von Wechselwirkungen.

Im Arztgespräch kann auch entschieden werden, ob Ihre medikamentöse Therapie je nach Schwere oder Form der Herzinsuffizienz angepasst werden muss.

Die Behandlung von Herzinsuffizienz wird heute ganzheitlich gedacht und kombiniert mehrere Therapieformen. Neben einer medikamentösen Therapie spielt eine veränderte Lebensweise bei Herzinsuffizienz eine zentrale Rolle. Mehr Bewegung, eine gesunde Ernährung und ein stressarmer, gesunder Alltag tragen entscheidend zu einem besseren Wohlbefinden bei Herzinsuffizienz bei.

Herztagebuch

Herzinsuffizienz: Dokumentation ist das A und O

Die Diagnose Herzinsuffizienz und die darauf folgende Therapie mögen Ihren gewohnten Alltag erst einmal auf den Kopf stellen. Haben Sie einen medikamentösen Behandlungsplan erhalten, sollten Sie Ihre Therapie, Beschwerden und Messwerte täglich dokumentieren. So haben Sie Ihren Krankheitsverlauf immer im Blick und strukturieren Ihren Alltag. Die regelmäßige Einnahme der Medikamente ist natürlich essenziell.

Was gehört alles in die tägliche Dokumentation? Notieren Sie Ihre Vitalparameter wie Blutdruck, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung, Temperatur und Körpergewicht zur Gewichtskontrolle. Erfassen Sie zudem Arztbesuche und individuelle Behandlungsmaßnahmen, außerdem Ihren Medikamentenplan. Stellen Sie schließlich auch Dokumente wie Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügungen und Patientenverfügung zusammen.

Bei der Dokumentation ist eine App eine praktische Alternative zum Notizbuch samt Zettelwirtschaft. In der App ProHerz können Sie alle Werte und Dokumente digital speichern. Auf diese Weise haben Sie jederzeit Zugriff auf Ihre wichtigen Unterlagen und Therapiepläne. Die App ProHerz kann Ihre Vitalparameter auswerten und Ihnen auf dieser Basis wichtige Handlungsempfehlungen rückmelden.

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