Was ist Herzinsuffizienz?

Hier erfahren Sie alles Wichtige zur Erkrankung.

Unser Herz ist das wichtigste Organ in unserem Körper und entscheidend für unser Kreislaufsystem. Es übernimmt zum einen die Aufgabe, Blut durch Arterien, Venen und Kapillaren zu pumpen. Zum anderen transportiert es Nährstoffe und Hormone durch den Körper und ist Teil der Abfallentsorgung.

Ist das Herz erkrankt, sollte es dringend behandelt werden, zum Beispiel bei einer Herzinsuffizienz beziehungsweise Herzschwäche, die zu den häufigsten Herzerkrankungen zählt.

Wie arbeitet unser Herz?

Um die Aufgabe und mögliche Erkrankungen unseres Herzens zu verstehen, lohnt ein Blick auf seinen Aufbau, die Funktion und insbesondere die Pumpleistung.

Herzaufbau

Das Herz besteht aus vier Räumen, den zwei Vorhöfen (Atrien) und den zwei Herzkammern (Ventrikeln). Zudem verfügt es über vier Herzklappen, die Trikuspidalklappe, die Pulmonalklappe, die Aortenklappe und die Mitralklappe. Rückschlagventilen gleich, sorgen sie dafür, dass das Blut nur in eine Richtung fließt.

Herzfunktion und Pumpleistung

Bei gesunden Erwachsenen schlägt das Herz in Ruhe circa 60 – bis 80-mal pro Minute und pumpt dabei Blut durch den Körper. Die linke Herzkammer bringt zunächst sauerstoffreiches Blut in den Kreislauf. Beim Transport durch den Körper wird der Sauerstoff an die Organe weitergegeben und dort für wichtige Körperfunktionen (wie die Zellatmung) genutzt. Das nun sauerstoffarme Blut fließt zurück zum Herz, und zwar in die rechte Herzkammer. Von hier aus wird es in den Lungenkreislauf gepumpt, wo das Blut Kohlendioxid über die Ausatmung abgibt und durch die Einatmung mit neuem Sauerstoff angereichert wird. Über die Lungenvene gelangt das Blut zurück in die linke Herzhälfte.

Definition, Ausprägung und Symptome

Was ist Herzinsuffizienz?

Diese Frage stellt sich nicht nur den Betroffenen, denn die Krankheit ist eine der häufigsten Diagnosen bei Herzpatienten.

Herzinsuffizienz ist auch unter den Begriffen Herzmuskelschwäche und Herzschwäche bekannt und beschreibt eine eingeschränkte Pumpleistung des Herzes. Als Folge ist der oben beschriebene Blutkreislauf gestört – mit fatalen Konsequenzen für den Körper: Organe wie Gehirn, Nieren und Muskeln werden nicht mehr ausreichend mit Sauer- und anderen Nährstoffen versorgt.

Eine Herzinsuffizienz kann verschieden ausgeprägt sein, man spricht auch von einer akuten oder chronischen Herzinsuffizienz:

Die akute Herzinsuffizienz setzt plötzlich ein, indem die Pumpleistung des Herzes plötzlich ausfällt oder stark eingeschränkt ist. Dies geschieht in wenigen Stunden oder sogar in Minuten und ist eine häufige Begleiterscheinung nach Herzinfarkten oder nach einer anhaltenden Herzschwäche. Durch ein schwaches Herz kann der Körper die Symptome nicht mehr selbst kompensieren.

Die chronische Herzinsuffizienz ist dagegen eine fortschreitende Erkrankung über Monate oder Jahre. Deshalb und weil der Körper selbst versucht, die Symptome zu kompensieren, werden Letztere oft nicht richtig zugeordnet oder als Alterserscheinung interpretiert. An chronischer Herzinsuffizienz erkranken mehr Menschen als an akuter.

Verschiedene Arten von Herzinsuffizienz

Bei den Arten von Herzinsuffizienz unterscheiden wir zwischen linksseitiger, rechtsseitiger, globaler, systolischer und diastolischer Herzinsuffizienz, die sich auf Ort und Art der geschwächten Herzleistung beziehen.

Linksherzinsuffizienz

Das sauerstoffreiche Blut wird von der linken Herzseite in den Körper gepumpt. Ist die linke Herzkammer in der Pumpleistung eingeschränkt, gelangt nicht ausreichend sauerstoffreiches Blut zur Versorgung der Organe in den Körper. Gleichzeitig entsteht im Lungenkreislauf über die rechte Herzkammer hinaus ein Blutstau. Die Folge sind zum Beispiel Lungenödeme, Atembeschwerden und Schwindel.

Rechtsherzinsuffizienz

Die rechte Herzseite pumpt das sauerstoffarme Blut zurück in die Lunge, wo das Kohlendioxid beim Aus- und Einatmen gegen Sauerstoff ausgetauscht wird. Bei einer Funktionsstörung der rechten Herzkammer kann das sauerstoffarme Blut aus dem Körperkreislauf nicht ins Herz zurückfließen, sondern staut sich vor dem Herz. Als Folge steigt der Venendruck, und Flüssigkeit wird in das Gewebe gedrückt, sodass Ödeme entstehen.

Globalinsuffizienz

Hierbei handelt es sich um eine gleichzeitige Schwächung der linken und rechten Herzseite mit den entsprechenden Folgen.

Systolische Herzinsuffizienz

Bei der systolischen Herzinsuffizienz ist die Pump- oder Auswurfleistung (auch: Ejektionsfraktion) der linken Herzkammer so geschwächt, dass das Blut nicht vollständig in den Körperkreislauf gepumpt werden kann.

Diastolische Herzinusffizienz

Bei der diastolischen Herzinsuffizienz kann sich die linke Herzkammer nicht weit genug ausdehnen, sodass weniger Blut hineinfließen kann und das Herz stärker pumpen muss. Die Auswurfleistung ist nicht eingeschränkt.

Die NYHA-Klassifikation der Herzinsuffizienz

Die New York Heart Association (NYHA) klassifiziert die Schwere von Herzinsuffizienzsymptomen nach einem von ihr entwickelten Stufensystem. Diese Einteilung gibt den Ärzten ein klareres Bild über den Zustand ihrer Patienten und hilft bei der individuellen Behandlungsweise.

Nach der NYHA gibt es vier Stadien von Herzinsuffizienz:

NYHA-Stadium I

Bei Patienten und Patientinnen mit Herzinsuffizienz im Stadium I zeigen sich keine Symptome bei normaler körperlicher Aktivität. Sie erfahren keinerlei körperliche Einschränkungen.

NYHA-Stadium II

Bei Patienten und Patientinnen mit Herzinsuffizienz im Stadium II zeigen sich leichte Symptome wie Müdigkeit oder Atemnot bei mäßiger oder starker körperlicher Aktivität. Sie erfahren eine leichte körperliche Einschränkung.

NYHA-Stadium III

Bei Patienten und Patientinnen mit Herzinsuffizienz im Stadium III zeigen sich Symptome wie Erschöpfung und Luftnot bereits bei geringer körperlicher Aktivität wie Gehen. Sie erfahren eine starke körperliche Einschränkung bei Aktivität und sind nur in Ruhe beschwerdefrei.

NYHA-Stadium IV

Bei Patienten und Patientinnen mit Herzinsuffizienz im Stadium IV zeigen sich Symptome wie Erschöpfung und Luftnot bereits im Ruhezustand. Sie erfahren eine schwere körperliche Einschränkung bei jeglicher körperlichen Aktivität und sind meist bettlägerig.

Epidemiologie – Verbreitung in Deutschland

Ein Blick in die Statistik zeigt: Die Herzinsuffizienz zählt in Deutschland zu einer der häufigsten Todesursachen und zu den Herzkrankheiten mit der höchsten Morbidität (2020: 429.104 vollstationäre Fälle). Das Risiko, an Herzschwäche zu erkranken, steigt allgemein mit zunehmendem Alter.

Im Jahr 2020 lag die Hospitalisierungsrate von Herzinsuffizienzpatienten bei 442 pro 100.000 Einwohner. Im selben Jahr lag die Mortalität bei Herzinsuffizienz bei 36,3 Sterbefällen pro 100.000 Einwohner, was 34.855 Gestorbenen entspricht. Schaut man auf die Geschlechterverteilung, erkennt man eine um 14,2 % höhere Mortalitätsrate bei Männern (38,7 Sterbefälle pro 100.000 Einwohner) als bei Frauen (33,9). Ein Jahr später, 2021, lag die Prävalenz bei 35.131 Gestorbenen mit Herzinsuffizienz als Todesursache.

Welche Ursachen hat eine Herzinsuffizienz?

Eine Herzinsuffizienz kann generell von allen Krankheiten ausgelöst werden, die Auswirkungen auf den Herzmuskel haben. Umso wichtiger ist es, Ursachen und Risikofaktoren für solche Krankheiten möglichst früh zu erkennen, um einer Insuffizienz vorzubeugen.

Im Detail können folgende Erkrankungen Ursachen für Herzinsuffizienz sein:

  • Koronare Herzkrankheit: Hierbei handelt es sich um eine Verengung der Herzarterien, in deren Folge der Herzmuskel möglicherweise nicht ausreichend mit Blut versorgt wird.
  • Herzinfarkt: Eine Herzinsuffizienz nach einem Herzinfarkt kann entstehen, wenn während des Infarkts ein Teil des Herzmuskels beschädigt wird.
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Ist der Herzmuskel entzündet, kann sich dies negativ auf die Pumpleistung des Herzens auswirken.
  • Kardiomyopathie: Hierbei handelt es sich um eine Funktionsstörung des Herzmuskels, bei der die Pumpfähigkeit des Herzens eingeschränkt wird.
  • Bluthochdruck (Hypertonie): Erhöhter Blutdruck ist eine der wichtigsten Ursachen und kann das Herz belasten, indem es gegen einen hohen Widerstand pumpen muss. Dies kann zu Herzinsuffizienz führen.
  • Diabetes: An Diabetes Erkrankte haben ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten und somit für Herzinsuffizienz.
  • Niereninsuffizienz: Da die Nieren und das Herz gemeinsame Funktionen für den Körper haben, kann eine schlechte Nierenfunktion das Herz belasten
  • Gefäßverkalkung (Atherosklerose): Bei der Gefäßverkalkung sind die Arterien eingeengt und verhärtet, was den Blutfluss behindern kann.

Neben den konkreten Erkrankungen gibt es weitere Risikofaktoren für eine Herzinsuffizienz:

  • Übergewicht: Bei Übergewicht wird das Herz-Kreislauf-System stärker belastet.
  • Rauchen: Durch Rauchen werden Gefäße geschädigt. Dadurch steigt das Risiko für Herzkrankheiten.
  • Alkohol- und Drogenmissbrauch: Der Missbrauch kann das Herz direkt und indirekt schädigen.
  • Rhythmusstörungen (Arrhythmien): Schlägt das Herz unregelmäßig, kann dies seine Effizienz beeinträchtigen.
  • Schilddrüsenerkrankungen: Bei Über- und Unterfunktion der Schilddrüse können Herzprobleme entstehen.
  • Alter: Das Risiko, an Herzinsuffizienz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter.

Was sind die Symptome bei einer Herzinsuffizienz?

So häufig die Herzschwäche ist – ihre Symptome sind nicht leicht von denen anderer Erkrankungen zu unterscheiden. Erschwerend kommt hinzu, dass bei Patienten und Patientinne mit Herzinsuffizienzen im Anfangsstadium oft keine Symptome auftreten.

Ein Patient wird von einem Arzt auf Herzinsuffizienz untersucht, um die Eignung für die Anwendung der DiGA ProHerz in der Therapie zu prüfen.

Die drei wichtigsten Symptome bei Herzschwäche sind Kurzatmigkeit (Dyspnoe), geschwollene Knöchel und Ermüdungserscheinungen. Weitere wichtige Symptome, die bei Herzinsuffizienz auftreten, sind ein Engegefühl in der Brust, schnelles Schwitzen bereits bei geringer Belastung und Atemnot. Über Letztere klagen viele Betroffene vor allem nachts. Sie haben häufig das Bedürfnis, mit aufrechtem Oberkörper statt im Liegen zu schlafen.

Weiterhin zu beachten ist, dass bei den einzelnen Ausprägungen der Krankheit unterschiedliche Symptome auftreten können:

Typische Symptome für die Linksherzinsuffizienz sind Husten und Atemnot. Der Grund liegt in den möglichen Wasseransammlungen in der Lunge. Meistens tritt die gestörte Atmung erst unter Belastung auf, weshalb man auch von Belastungs-Dyspnoe spricht. Mit fortschreitender Krankheit kommt es auch zur Ruhe-Dyspnoe. Vor allem im Liegen können gestautes Wasser und Blut leichter zum Herz zurückfließen. Von Asthma cardiale, also dem herzbedingten Asthma, wird gesprochen, wenn in die Lungenbläschen Flüssigkeit aus den Lungenkapillaren übergeht. Als Symptome zeigen sich Atemnot, Hustenreiz und verkrampfte Bronchien.

Im schlimmsten Fall entwickelt sich bei anhaltendem Flüssigkeitsübertritt ein Lungenödem. Dieses geht mit starker Atemnot, „rasselnden“ Atemgeräuschen und einer mangels Sauerstoff möglichen Blaufärbung von Haut und Schleimhäuten einher. In diesem Fall sollte sofort ein Notarzt gerufen werden.

Typische Symptome für die Rechtsherzinsuffizienz sind Wasseransammlungen im Körper und hier besonders im Bauch und in den Beinen. Bei einer Stauungsgastritis, also bei einer Wasseransammlung im Magen, klagen Patienten über Übelkeit und Appetitlosigkeit. Im Spätstadium der Herzinsuffizienz lagert sich zum Teil Wasser in den Organen ein, das sie in ihrer Funktion beeinträchtigen kann.

Die Symptome der kompensierten Herzinsuffizienz machen sich erst bei körperlicher Anstrengung bemerkbar, sodass von Belastungs-Dyspnoe gesprochen wird. In Ruhe sind die Betroffenen oft beschwerdefrei.

Im Gegensatz dazu treten die Symptome der dekompensierten Herzinsuffizienz schon in Ruhe oder auch bei wenig bzw. geringer körperlicher Belastung auf. Dies können Ödeme und Atemnot sein.

Ebenfalls mögliche Symptome einer Herzinsuffizienz sind folgende Beschwerden:

  • Nykturie: Um die überschüssige Flüssigkeit über die Nieren auszuscheiden, kommt es vor allem nachts zu erhöhtem Harndrang, und die Betroffenen müssen Wasser lassen.
  • Cheyne-Stokes Atmung: Bei der Atemstörung wechseln unter anderem die Atemtiefe und die Abstände der Atemzüge.
  • Herzrasen bei Belastung.
  • Herzrhythmusstörungen bei starker Herzinsuffizienz.
  • Niedriger Blutdruck bei fortgeschrittener Herzschwäche.

Herzinsuffizienz-Symptome bei Männern und Frauen

Obwohl die Symptome für Herzinsuffizienz bei Frauen und Männern dieselben sind, werden sie bei Frauen leichter unterschätzt und nicht als Symptome für Herzschwäche erkannt. Stattdessen werden Kurzatmigkeit, geschwollene Beine und Gewichtszunahme bei der Frau oft auf hormonelle Ursachen oder Alterserscheinungen zurückgeführt.

Komorbiditäten – welche Erkrankungen hängen mit der Herzinsuffizienz zusammen?

Neben der Herzinsuffizienz treten bei betroffenen Patienten und Patientinnen häufig weitere medizinische Zustände oder Erkrankungen auf, die Einfluss auf Behandlung und Prognose der Herzinsuffizienz nehmen. Zu diesen sogenannten Komorbiditäten zählen beispielsweise:

  • Hypertonie
  • Koronare Herzkrankheit
  • Diabetes mellitus
  • Chronische Nierenerkrankung
  • Anämie
  • Fettleibigkeit (Adipositas)
  • Schlafapnoe
  • Vorhofflimmern
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • Hyperlipidämie
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Lebererkrankungen
  • Depression und Angststörungen
  • Arteriosklerose
  • Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
  • Herzklappenerkrankungen
  • Rheumatische Erkrankungen
Eine erfahrene Ärztin arbeitet in ihrem Büro im Krankenhaus mit einem älteren männlichen Patienten zusammen, der unter Herzinsuffizienz leidet und Interesse daran hat, die DiGA ProHerz zu nutzen.

Behandlung von Herzinsuffizienz

Entscheidend bei Herzinsuffizienz ist die sofortige Therapie, um die Verschlimmerung aufzuhalten und den Betroffenen eine höhere Lebenserwartung zu geben. Ziel der Behandlung ist außerdem, die Symptome zu mildern. Ohne eine Behandlung der Herzschwäche laufen die Patienten und Patientinnen Gefahr, dass sich ihr Zustand immer weiter verschlechtert.

Ein Therapieplan sollte mehrere Punkte umfassen, darunter zum einen die konservative Therapie von Herzinsuffizienz  und die medikamentöse Therapie. Zur konservativen Therapie zählen Maßnahmen wie die Anpassung des eigenen Lebensstils. Dies kann bedeuten, dass Patienten und Patientinnen mit dem Rauchen aufhören, sich mehr bewegen und Sport treiben und auf eine gesunde Ernährung achten müssen. Als medikamentöse Therapie können diverse Medikamente gegen Herzinsuffizienz verabreicht werden, die das Herz schützen und entlasten. Ist eine Herzerkrankung die Ursache für die Schwächung, kann eine Operation Abhilfe schaffen.

Ein weiterer Baustein sind technische Hilfsmittel: Ein Herzschrittmacher unterstützt das Herz bei Herzinsuffizienz mit elektrischen Signalen und sorgt so für einen regelmäßigen Herzschlag. Zudem kommt es darauf an, die Erkrankung regelmäßig vom Arzt kontrollieren und beobachten zu lassen. Wie erfolgreich die Therapie der Herzinsuffizienz verläuft, hängt jedoch nicht zuletzt von der Adhärenz der Patienten und Patientinnen ab: Sind sie motiviert, ihre Herzschwäche zu behandeln und den Therapieplan zu befolgen, wird die Behandlung in der Regel erfolgreicher verlaufen.

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